Der G-8-Gipfel in Heiligendamm ist ein Thema beziehungsweise ist keines. Ich will micht dazu nicht äussern. Das Treffen war ein Medien-Hype, eine riesige Machtdemonstration, die nichts erbrachte, aber jedes Jahr zu Propagandazwecken durchgeführt wird. Das Publikum muss beeindruckt werden. Die „Herren der Welt“ (Pierre Bourdieu), neuerdings als Gruppenbild mit Dame, geben feierliche Absichtserklärungen ab. Damit hat es sich dann auch schon.

Genau genommen sind sie gar nicht die Herren und die Dame der Welt. Diese sitzen in den Verwaltungsräten der Konzerne und ziehen die Fäden. Die Teilnehmer von Heiligendamm sind bloss die Ausführenden des Willens der Entscheidungsträger, die nicht in Erscheinung treten.

Indem ich mich weigere, auf Heiligendamm einzugehen, habe ich es schon getan. Das ist die paradoxe Stand der Dinge. Das eigentliche Problem des Ostseebads liegt woanders und lässt sich schwer fassen. Es heisst: Wer löst die dringenden Probleme der Welt? Die für 100 Mio Euro von der Öffentlichkeit abgeschotteten Polit-Touristen von Heiligendamm eher kaum.

Die soziale Ungerechtigkeit nimmt von Jahr zu Jahr zu, im Rhythmus der Börsenkurse sogar von Tag zu Tag. Die Welt brennt, aber Gummigeschosse sind nicht geeignet, Brände zu löschen. Für vorbeugende Brandverhütung besteht auch kein Wille. Der exzessive und provokante Wohlstand der einen ist die Ursache des Elends der anderen, weil es in einem geschlossenen System, wie die Thermodynamik lehrt, keinen Zuwachs, aber auch keine Abnahme gibt.

Erst das Verständnis für die Zusammenhänge bringt brauchbare Einsichten hervor. Doch die Politik ist machtlos. Oder willig – das kommt darauf an. Sie gibt sich damit zufrieden, Steuergeschenke zu verteilen und den Terrorismus, seine Mini-Version, den Hooliganismus, sowie diverse kleinere Protestaktionen gut sichtbar zu bekämpfen.

Heiligendamm ist ein Anlass mit der Bestimmung, von den Problemen der Welt durch den Anschein von Tatkraft und Entschlossenheit abzulenken. Ein Anlass also, mit dem die Politik versucht, sich selbst zu legitimieren.