Das Buch über den "Katastrophen-Kapitalismus“ von Naomi Klein mit dem Titel „Die Schock-Strategie“ (bei S. Fischer erschienen) hat viele ablehnende bis harsche Reaktionen ausgelöst.

Die kanadische Journalistin hat den Zusammenhang von Krieg, Krisen und Kapitalismus beschrieben. Der Irak-Krieg wurde von den US-Steuerzahlern finanziert, 4000 US-Soldaten und 100‘000 Irakis sind ums Leben gekommen, aber die Wirtschaft der Vereinigten Staaten hat kräftig profitiert.

Es ist nicht zynisch, diesen Zusammenhang zur Sprache zu bringen. Zynisch ist vielmehr die Politik, die dahintersteckt, und der Versuch, den Widerstand und die globalisierungskritische Bewegung lächerlich zu machen.

„Die Zeit“ warf Klein „Kalkül einer erfolgreichen Bestsellerautorin“ vor. Auch Richard Dawkins ist mit seinem Buch „Der Gotteswahn“ (Ullstein) gehörig abgekanzelt worden. Die Neue Zürcher Zeitung entdeckte darin Schwärmerei und fand es „geschwätzig“. Geschwätzig sind immer die anderen Bücher, Autoren, Meinungen. Und wer Dawkins Abrechnung mit der Religion gelesen hat, bekommt nicht den Eindruck, es mit dem gleichen Buch zu tun zu haben, auf das Peter Haffner in „Das Magazin“ repliziert hat.

Klein und Dawkins haben Bücher geschrieben, die mit grossem Aufwand auf ihre Themen eingehen. Der Sache wird man nicht gerecht, wenn man ihnen vorwirft, was sie nicht gesagt haben. Das gleiche gilt entsprechend für das Buch „Die Israel-Lobby“ der beiden amerikanischen Autoren John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt (Campus).

Bei den Reaktionen auf Klein und Dawkins drängt sich der Eindruck auf, dass beide Autoren einen Standpunkt einnehmen, der minorisiert, wenn nicht ausgeblendet wird. Zum Beispiel ist Religionskritik kein Thema in den Medien. Klein und Dawkins wenden sich gegen den erdrückenden politischen und religiösen Meinungskonsens beziehungsweise Meinungskonformismus, den sie durch ihre unabhängige Art stören. Die vereinigten Medienkartelle mit ihrer Interpretationshoheit und Beeinflussungsmacht lassen sich solche Eigenmächtigkeiten nicht gern gefallen.

Beim Lesen beider Bücher stellt sich die Frage, warum man nicht früher schon selber darauf gekommen ist, was da steht. Tatsächlich helfen die Aussagen von Naomi Klein und Richard Dawkins auf je eigene Weise und fast schockartig, die Welt zu durchschauen und besser zu verstehen.