Barne Ris, der dänische Sieger der Tour de France 1996, hat eingestanden, mit EPO gedopt gewesen zu sein. Vor ihm hatten sich bereits andere Sportler geoutet.

Ohne Doping geht im Velorennsport gar nichts mehr. Wie anders sollen übernatürliche Leistungen, wie die Tour über 4000 Kilometer während drei Wochen über Alpen und Pyrenäen abverlangt, erbracht werden? (Wie es sich in anderen Disziplinen verhält, lässt sich kaum sagen.)

Das Entsetzen über die Dopingsünder, das jetzt um sich greift, ist eine Heuchelei.

Das Publikum will das Spektakel. Es giert nach immer neuen Rekorden. Im Skisport hat längst die Chronometrie das Kommando übernommen, und Siege werden auf Hundertstel-Sekunden berechnet, also eine Zeit, die nicht wahrnehmbar ist und nur von Zeitmessern errechnet werden kann, die selbst Höchsleistungen erbringen. Eigentlich fahren die Skisportler alle gleich schnell. Die ermittelten Zeitunterschiede sind rein künstlich.

Die Sponsoren ihrerseits wollen Erfolge präsentiert bekommen, sonst drohen die Geldquellen zu versiegen.

Die Abhängigkeit des Sports vom Kapital hat den Sport korrupt und kaputt gemacht. Er steht im Dienst der Geldgeber. Der idealistische Diskurs in der Nachfolge des Barons de Coubertin ist völlig degeneriert – Schall und Rauch. Siegen ist die Hauptsache. Sport ist ein beinhartes Geschäft. Er gehört in die Sparte Entertainment und ist eine Volksbelustigung, ein Massenspektakel.

Doping hat längst in einem allgemeinen Sinn sämtliche Bereiche des Lebens erfasst. Alle Menschen dopen sich mehr oder weniger, zum Beispiel mit Aufbaupräparaten aller Art, um Wohlbefinden, aber vor allem die Leistung zu steigern. Egal, wie legal.

Im Jahr 2003 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin „Facts“ die Titelgeschichte „Doping für das Gehirn. Klüger, wacher, glücklicher mit Power-Pillen.“

Das ist die Realität. Alles andere ist Schönfärberei.